Zukunft Hotel

Interview - Das Hotel der Zukunft

22.02.2022

Wir wollten wissen, was sich in der Hotellerie ändert und was zu tun ist, um in eine sichere und erfolgreiche Zukunft zu sehen. 

 

Redaktion:"Herr Maus, Sie beschäftigen sich jetzt seit knapp 20 Jahren erfolgreich mit dem Thema Hotellerie, sehen Sie dieses Jahr bereits die Möglichkeit in das Vorkrisenniveau zu kommen?"

 

Michael Maus:"Die Möglichkeit besteht auf jeden Fall, jedoch sehe ich aktuell nur sehr wenige Hotels dafür genug vorbereitet. Es fehlt an vielen Ecken und Kanten dieser berühmte rote Faden. Die Pandemie hat den Markt für Jahre verändert, wer denkt, das kommt mal eben alles wieder zurück, der denkt schlicht und einfach falsch!"

 

Redaktion:"Was fehlt in Ihren Augen, was macht die Hotellerie falsch?"

 

Michael Maus:"Ich denke nicht in richtig oder falsch, denn diese Bewertung findet meistens viel zu spät statt. Ich bevorzuge den realistischen Blick auf die Umstände und die Möglichkeiten. In der Vergangenheit haben Hoteliers ausschließlich als Gastgeber fungiert, Zimmer waren gebucht, das Geld auf dem Konto und dann konnte was bezahlt werden. Das hat sich nachhaltig verändert, heute muss ein Hotelier auch sehr betriebswirtschaftlich denken, Automatisierungsprozesse einführen und einfach viel mehr tun, als es früher der Fall war. Da mangelt es oft an Verständnis und der nötigen Expertise und Erfahrung."

 

Redaktion:"Können Sie das etwas genauer beschreiben?"

 

Michael Maus:"Ich will es versuchen. Das Hotel von morgen hat 4 wichtige Faktoren, die in der Vergangenheit nicht den Einfluss hatten wie in der Zukunft.

1. Das Preismanagement, hier wird es einen viel extremeren Wettbewerb über den Preis geben. Leider zählt hier: Nur der günstigste Preis gewinnt. Doch es wäre fatal sich diesem Preiskampf anzuschließen, die Folge wären niedrige Preise und niedrige Erlöse. Für den Privathotelier gar nicht umsetzbar.

2. Das Thema Digitalisierung, Automatisierung. Hier wird es darauf ankommen, möglichst hohe Erlöse zu möglichst geringen Kosten und vor allem mit möglichst geringem Personalaufwand zu realisieren. Der Personalnotstand hört ganz sicher nicht im April auf.

3. Neue Umsatzquellen müssen geschaffen werden. Hier gilt es erfinderisch und innovativ zu sein. Umsätze müssen neu erfunden werden, die bisher gar keine Rolle gespielt haben, so z.B. Shoperlöse über völlig neue, digitale Vertriebsansätze.

4. Höhere Kosten dürfen sich nicht in höheren Zimmerpreisen widerspiegeln. Stellen Sie sich einmal vor, zukünftig müsste die vierköpfige Familie 500,-- EUR mehr für den Urlaub bezahlen. Es würde keiner mehr kommen, es wäre schlicht nicht mehr bezahlbar. Hier müssen Alternativen geschaffen werden, Kosten müssen ganz neu verteilt werden. Hier hilft es einmal genau zu analysieren, wo das sinnvoll und effektiv ist."

 

Redaktion:"Wenn Sie heute ein Hotel hätten, was würden oder was hätten Sie getan?"

 

Michael Maus:"Da ich ja einige Hotels direkt und sehr intensiv diesbezüglich berate, spreche ich nicht von hätte oder würde, sondern von habe und werde. Es ist wichtig sich jetzt neu aufzustellen, die Internetseite, der Shop, das Newslettertool, die PMS, die Onlinebuchung, alles muss kompatibel sein. Auch eine Gästemappe muss umsatzorientiert eingesetzt werden. Der "In House" Umsatz ist ein ganz wichtiges Mittel. Dazu kommt Nachhaltigkeit und effektive Vertriebsmöglichkeiten, optimalerweise digital."

 

Redaktion:"Und, funktioniert es?"

 

Michael Maus:"Das kann Ihnen am besten ein Kunde von mir beantworten, aber ich nehme es mal vorweg, ja, es funktioniert. Es ist nicht immer einfach, denn es bedarf schon richtiger Überzeugung. Hoteliers denken oft anders, und teilweise zu antiquiert! Das ist gar nicht böse gemeint und auch nicht verwunderlich. Die zukünftigen Aufgaben unterscheiden sich nun mal sehr stark von dem, was man in der Vergangenheit gewöhnt war!"

 

Redaktion:"Stehen die deutschen Hoteliers dem aufgeschlossen gegenüber?"

 

Michael Maus:"Fangfrage, würde ich sagen. Nun, Deutschland und die Hotels haben einen ganz eigenen Charakter, eine eigene Philosophie. Das ist ja auch nachvollziehbar. Daher würde ich nicht sagen nein, sondern eher der deutsche Hotelier kann hier noch sehr viel lernen und muss es auch, wenn er auch zukünftig erfolgreich arbeiten möchte." 

 

Redaktion:"Was erwartet einen Hotelier, wenn er mit Ihrem Unternehmen zusammen arbeitet?"

 

Michael Maus:"In erster Linie einmal Fairness und Ehrlichkeit, es bringt ja nichts einen Kunden zu überreden. Das geht ein paar Monate gut, aber nicht nachhaltig. Wir versuchen perspektivisch an die Sache heranzugehen. Unsere Kunden sind oft viele Jahre bei uns und es entwickelt sich von Jahr zu Jahr. Wir möchten eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit. Hierfür treten wir erst einmal in Vorleistung und verdienen dann mehr, wenn das Hotel erfolgreich arbeitet. Gerade für die Zukunft haben wir ein Provisionsabrechnungsmodel entwickelt. Es führt dazu, dass die Hürde erst einmal kleiner wird, aber am Ende beide Parteien froh darüber sind und erfolgreich zusammenarbeiten."

 

Redaktion:"Wenn Sie jetzt einmal das Hotel der Zukunft in einem Satz zusammenfassen,  wie sieht es aus?"

 

Michael Maus:"Hierzu möchte ich gar nichts sagen, sondern einfach zwei Beispiele nennen. Hier kann jeder der sich für das Thema interessiert einfach mal nachschauen: Das Berghotel Hoher Knochen oder auch das Sporthotel Lavital. Das ist jetzt keine Bevorzugung, die beiden sind mir einfach spontan eingefallen, es gibt sicher noch weitere 11 oder 12 Beispiele und wir arbeiten gerade auch noch an der Umsetzung einiger weiterer!"

 

Michael Maus, Gründer und Initiator von gutINSIDE

Weiterempfehlen