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Interview mit Michael Maus - Chef Redakteur INSIDE-Das Hotelmagazin

21.09.2022

Michael Maus, Jahrgang 1969, geboren in Wuppertal, gelernter Verlagskaufmann, Entrepreneur, Gründer INSIDE Gruppe spricht über die letzten 2,5 Jahre und die zukünftigen Herausforderungen in der Hotellerie und Gastronomie.

 

Hotelmagazin: "Herr Maus, hatten Sie eine solche Entwicklung erwartet?"

 

Michael Maus: "Nein, wie für alle anderen, war es auch für mich völlig überraschend. Dass wir nach der Corona Pandemie mit all den Herausforderungen, direkt eine noch größere Krise bekommen, konnte wohl nicht vorhergesehen werden. Es ist dramatisch in welch kurzer Zeit das Leben quasi komplett gedreht wurde. Das macht einem schon Sorgen. Doch wie mit allem im Leben, es gibt immer auch Chancen und Möglichkeiten, man muss sich intensiv damit auseinandersetzen."

 

Hotelmagazin: "Sie sind nicht nur redaktionell für unser Magazin verantwortlich, sondern sind auch Gründer der gutINSIDE GmbH und INSIDER - Der Reiseclub. Wie verträgt sich diese Kombi aktuell?"

 

MM: "Nicht so gut. Einerseits erfahre ich durch die beiden angesprochenen Unternehmen hautnah die Herausforderungen, andererseits muss man versuchen den Spagat eines objektiven Magazins zusätzlich realisieren. Doch wenn ich die Unternehmen sehe, die gutINSIDE GmbH und auch den INSIDER Reiseclub, ist es strategisch sinnvoll diese beiden Unternehmen noch näher zusammenzubringen. Immerhin decken wir mit dem INSIDER die für die Hotellerie wichtige B2C Gruppe ab."

 

HM: "Die Hotellerie hat sicher mit am stärksten unter der Corona Pandemie und auch jetzt unter Krieg und Energiekostenexplosion gelitten, wie geht es Ihrer Meinung nach weiter?"

 

MM: "Betrachtet man die enormen Hilfen des Bundes, ist es zum Glück nicht so dramatisch geworden. Was natürlich die aktuelle Zeit betrifft, ist es außerordentlich schwierig für die Hotellerie und Gastronomie. Einerseits müsste dringend in Energiesparmaßnahmen und auch Digitalisierung investiert werden, anderseits ist die Liquidität so angekratzt, das schlichtweg das Geld fehlt. Sowas darf man ruhig Zwickmühle nennen. Denn wer jetzt nicht in z.B. die Digitalisierung seiner Heizsysteme oder die Digitalisierung im generellen investiert, wird an den Mehrkosten und den Herausforderungen der nächsten Jahre zerbrechen." 

 

HM: "Sie sprechen täglich mit Hoteliers und Gastronomen, wie ist die Stimmungslage?"

 

MM: "Natürlich schlecht, es gibt überall Existenzängste und Perspektivlosigkeit. Keiner weiß mehr was in den nächsten Monaten passiert. Dazu kommt natürlich auch, das oft fehlende betriebswirtschaftliche Know How von Hoteliers und Gastronomen. Das sind und waren Branchen, wo es auf Leidenschaft und Emotionen ankommt. Aktuell sind aber betriebswirtschaftliche Faktoren wichtiger." 

 

HM: "Was genau meinen Sie damit?"

 

MM: "Nun, sehr viele Hoteliers kennen Ihren Deckungsbeitrag z.B. nicht, das bedeutet, niemand weiß wirklich über Not oder nicht Not Bescheid. Daneben wird das auch den zukünftigen Alltag bestimmen, die Kettenhotellerie ist dort wesentlich besser aufgestellt als die Privathotellerie. Es wird dort betriebswirtschaftlicher gedacht. Ein Beispiel: Wenn man den Deckungsbeitrag nicht kennt, weiß man nicht, welcher Preis noch profitabel ist, und ab welchem Preis man Geld dazu tut. Eine solche Ralley kann dann schnell zur Insolvenz führen." 

 

HM: "Was raten Sie den Hoteliers und Gastronomen?"

 

MM: "Sich ganz schnell einen Fachmann ins Boot zu holen, einer der betriebswirtschaftlich denkt und das Hotel einmal unter die Lupe nimmt. Die Situation wird sich nicht kurzfristig verbessern, das ist ein langer Weg, der da bevor steht. Daneben sollte sich jedes Hotel einmal genau ansehen wo es steht, gibt es allzu großen Renovierungsstau, ist der Webauftritt einigermaßen modern, sind die Preise wettbewerbsfähig, wieviele Kontakte habe ich in meiner PMS, und so weiter, viele Fragen, aber es ist dringend notwendig."

 

HM: "Sie sind ein Entrepreneur wenn es um Digitalisierung, gerade in Hotels und Restaurants geht. Ist das trotz Krise immer noch ein Thema?"

 

MM: "Nicht trotz, gerade deswegen ist es ein absolut wichtiges Thema. Denn Digitalisierung hilft, künstliche Intelligenz ist verlässlicher als der Mensch. Nehmen wir einmal ein Beispiel, wie es ganz oft in der Realität vorkommt. Ein Hotel arbeitet mit Dienstleistern zusammen, einem für das PMS, einem für die Buchungsmaschine, einem der die Internetseite betreut, wenn überhaupt, dann noch mit einem, der ein CRM anbietet und schließlich noch mit den ganzen OTA´s! Daten werden so völlig wild durch die Welt transportiert, das Hotel hat gar nichts davon, es profitireen die bookings dieser Welt. Wenn ein Hotel es hier nicht schafft, Digitalisierung und Datenkompatibilität zu verbinden, wird es zu einem großen und in Zukunft noch größeren Problem. Wettbewerbsfähigekit geht verloren!" 

 

HM: "Was empfehlen Sie, wenn kein Geld mehr da ist um zu investieren?"

 

MM: "Das ist schwierig, das sehe ich ein, aber es ist unabdingbar. Weil es so schwierig ist, und ich manchmal verrückte Einfälle habe, werden wir ab sofort etwas völlig neues versuchen um der Hotellerie hier zu helfen. Ich nenne das "Kreislaufwirtschaft", vielleicht etwas abgeändert definiert. Die Hotels verfügen über keine bis kaum Liquidität, natürlich gibt es noch immer Hotels, die das stemmen können, also haben wir uns entschieden zukünftig in unseren Unternehmen ein neues Preismodell zu etablieren, auf jeden Fall einmal solange die Krise dauert. Das alles stellen wir unter das Motto "Kaufen oder tauschen!". Sprich, ein Hotelier und Gastronom hat zukünftig die Möglichkeit uns mit den Dingen zu bezahlen, die ein Hotel über hat, Zimmer und Aufenthalt. Wir sind in der glücklichen Lage, mit INSIDER Der Reiseclub auch Reisen an den Endverbraucher zu vermarkten, sprich wir können die Gutscheine (als Bezahlung der Hotels) weiter verkaufen, können daraus Pauschalangebote basteln, und diese dann vermarkten." 

 

HM: "Ist das nicht sehr weit ausgeholt, und vor allem kann so etwas wirtschaftlich funktionieren?"

 

MM: "Das weiß ich noch nicht, aber die Chancen sind sehr gut, vielleicht müssen wir auf einen Teil der Bezahlung verzichten, weil wir alles etwas günstiger vermarkten müssen. Trotzdem kann das gut gehen. Die Hotels kommen so in die Lage investieren zu können, auch ohne Liquidität. Ich bin sehr gespannt wie das ankommt und ob es letztendlich auch funktioniert."

 

HM: "Mutig und ein völlig neuer Ansatz. Wir bedanken uns für das Gespräch und sind gespannt auf die ersten Ergebnisse." 

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