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Hotel Marketing wird sich neu erfinden

11.01.2023

Hotels haben harte Jahre hinter sich, und, harte Jahre vor sich. Wir haben uns mit einem Visionär und Entrepreneur unterhalten, der seit fast 20 Jahren mit Herzblut für Hotels tätig ist. 

 

Michael Maus, Jahrgang 1969, Vater einer Tochter und einer der ersten deutschen Internetunternehmer spricht mit uns über sein Lieblingsthema, die Hotellerie und die Zukunft dieser Branche, offen, ehrlich, grade heraus.

 

Red: Michael, jetzt ist es fast 4 Jahre her, dass Du noch einmal mit der gutINSIDE GmbH ein neues Unternehmen im Bereich der Hotellerie gergündet hast. Eigentlich wolltest Du vorher Dein Unternehmerleben an den Nagel hängen, was ist passiert?

 

MM: Ja, das stimmt. Eigentlich wollte ich mal andere Dinge tun, ein Buch schreiben, ein wenig mehr verreisen. Doch manchmal kommt es anders. In meinem Fall hat es etwas mit der privaten Entwicklung zu tun, da ist einfach was anders gelaufen als ich mir das vorgestellt habe. Und plötzlich war ich alleinerziehender Vater einer pubertierenden Tochter. Das hat mich dann dazu bewogen nochmal etwas Neues anzufangen, oder besser fortzusetzen. 

 

Red: Wie hast Du die letzten 3 Jahre empfunden, wahrgenommen?

 

MM: Es waren mit Abstand die herausforderndsten Jahre, nicht nur beruflich, sondern vor allem auch privat. Ich persönlich habe in meinem Leben keine vergleichbare Zeit erlebt. Was mich vor allem bewegt, ist der Faktor, dass ich immer mehr feststelle, wir sind nicht mehr belastbar, wir finden keine Lösungen mehr. Die Politik hat in den letzten Jahren meiner Meinung nach vollends versagt. Ohne Frage, die Zeit war natürlich so auch für Politiker nicht einfach, aber es ist nun mal Ihr Job! Dazu kommen viele Bereiche der Wirtschaft, der Verwaltung, die die Zeit einfach nicht genutzt haben, sondern bis heute nach dem Prinzip Hoffnung agieren. 

 

Red: Wie meinst Du das mit dem Prinzip Hoffnung?

 

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MM: Nun, wir lesen ständig Nachrichten, die das untermauern. "Hoffentlich kommen keine neuen Corona Varianten mehr!", "Hoffentlich wird der Winter mild!", "Hoffentlich reicht das Gas!", "Hoffentlich ist der Krieg in der Ukraine bald vorbei!", alles Sätze, die einzig auf dem Prinzip Hoffnung basieren. Wichtiger wären aber Lösungsansätze, Ideen wie man zukünftig solche Szenarien besser in den Griff bekommt. Ich muss leider sagen, wir haben bis heute wirklich Glück gehabt!

 

Red: Wie ist die Lage in Deiner Herzensbranche, der Hotellerie und Gastronomie?

 

MM: Nicht viel besser, auch hier hat man sich nicht wirklich mit perspektivischen Ansätzen beschäftigt, sondern man hat auf Fördermaßnahmen des Bundes gesetzt, hat diese soweit es geht ausgeschöpft. Das war auch gut so, aber leider hat man während dessen nicht an perspektivischen Lösungen gearbeitet. Ich war vor kurzem ein paar Tage im Urlaub, da ist es überdeutlich geworden. O.K., man hat überlebt, aber wichtige Faktoren sind einfach auf der Strecke geblieben. Das Motto ist sparen, aber man denkt nicht darüber nach, wo es sinnvoll ist, und wo nicht! Dort, wo ich war, ist ein so großer Renovierungsstau entstanden, dass man sich fragen muss, wie soll das funktionieren. Dazu kommen Preiserhöhungen, die mich besorgt machen, nicht weil ich denke, diese sind überzogen, sondern vielmehr, weil ich mich frage, wer das noch bezahlen kann. 

 

Red: Aber welche Lösungsansätze wären sinnvoll gewesen oder was kann man jetzt noch tun?

 

MM: Das ist ja das erfreuliche, man kann immer etwas tun! Auch wenn es natürlich schwierig wird. Doch man muss die Sache auch realistisch sehen. Das Thema Kosten, Inflation, Energie, etc., das werden wir nicht kurzfristig wieder los, wir müssen damit umgehen. Die Hotellerie muss lernen, die Zukunft ist eine völlig andere, wie das was man bisher gemacht hat. Es müssen neue Geschäftsfelder entwickelt werden, es müssen Konzepte erarbeitet werden, wo effektiv die Möglichkeiten genutzt werden um zu sparen. Z.B. im Bereich Energie! Natürlich wäre es sinnvoll hier in erneuerbare Energien zu investieren, keine Frage, aber das ist ein langwieriger Prozess und kostet erst einmal nur Geld. Hier muss man mit kurzfristigen Möglichkeiten anfangen. Wer heute eine Photovoltaikanlage installiert, der partizipiert vielleicht in 10 Jahren davon! Wer die Mittel zur Verfügung hat, sollte das auf jeden fall tun, langfristig. Kurzfristig muss man aber in die Digitalisierung, in die Möglichkeit von Automatisierungsprozessen investieren. 

 

Red: Welche wären das?

 

MM: Am effektivsten ist es im Moment die alten, manuellen Heizthermostate in neue, digitale zu tauschen, dazu die typischen Energiekiller in der Hotellerie und auch Gastronomie anzugehen, wie z.B. voll aufgedrehte Heizungen, obwohl das Fenster aufsteht, oder sich niemand im Zimmer befindet. Hier kann man mit sehr überschaubaren Investitionen mehr als 30% Energie einsparen! (siehe auch hier) Das ist eine perspektivische Lösung, die sich bereits nach 8 bis 10 Monaten rechnet. Das Gleiche kann man im Bereich Licht und Strom tun. Es ist doch völlig egal ob in Zukunft die Energiepreise wieder runter gehen, dieses Sparpotenzial zu nutzen, kann deshalb nicht falsch sein! 

 

Red: Du sagst, die Hotellerie muss sich teilweise neu erfinden, was meinst Du damit?

 

MM: Bisher sind doch Hoteliers "Gastgeber aus Leidenschaft", das ist auch gut so, aber zukünftig sind Hoteliers auch Betriebswirte, Visionäre, man muss neue Lösungen finden, neue Umsatzquellen. Hier bieten sich Kooperationen mit dem regionalen Einzelhandel an, denn dem geht es genauso schlecht. Ein Hotel hat erst einmal viele Menschen im Haus, diese Menschen verbringen mindestens einmal in Ihrem Urlaub Zeit in den anliegenden Städten um das Shoppingerlebnis mitzunehmen. Wenn man hier Kooperationen schafft und Stores in Stores realisiert (ein kleiner Storebereich im Hotel), dann schafft man eine neue Umsatzquelle. Gleiches gilt für Bereiche, die das Hotel betreffen. Beispielsweise eine E-Bike Verleihstation, eine Verkaufsstelle für verschiedene Ausflugsziele, etc.. Es gibt viele Möglichkeiten, sie werden eben nur nicht genutzt! 

 

Red: Dagegen spricht aber der enorme Personalmangel im Hotel, es sind ja oft nicht einmal ausreichend Mitarbeiter für das Tagesgeschäft vorhanden, wie dann noch zusätzlichen Personalaufwand realisieren?

 

MM: Genau das meine ich ja, Personalmangel begegnet man doch nicht indem man sagt, dann machen wir das eben nicht! Hier muss man sich mit Digitalisierung beschäftigen, Automatisierungsprozesse entwickeln, neue Abwicklungsmöglichkeiten integrieren. Es gibt in anderen Ländern bereits vollautomatische Check-in Automaten, es gibt vollautomatische Kassensysteme, in der der Gast einfach automatisch bezahlt, wenn er das Geschäft verlässt, indem der Inhalt seines Wagens einfach gescannt wird. Es gibt genug Möglichkeiten, man muss Sie eben nur nutzen! 

 

Red: Aber was tun, wenn die nötigen, liquiden Mittel fehlen?

 

MM: Dann muss man improvisieren, Kooperationen schaffen, die Kosten auf mehrere Schultern verteilen. Eine Win win Situation schaffen! Jeder Einzelhändler steckt doch in der gleichen Misere, warum also nicht Kräfte bündeln? 

 

Red: Das hört sich alles prima an, aber wie sollen Hoteliers so etwas stemmen?

 

MM: Indem Sie sich die richtigen Partner suchen, die so etwas können! 

 

Red: Wenn Du jetzt eine Prognose für 2023 abgeben müsstest, wie würde diese aussehen?

 

MM: Das ist schwierig, denn ganz viele Faktoren sind nicht vorhersehbar. Aber, es wird ein herausforderndes Jahr, ganz sicher. Bei den meisten Menschen wird das Thema Kosten erst im März oder April so richtig durchschlagen. Wenn man dann einen Kassensturz macht, werden viele feststellen, dass das Budget enorm knapp wird und Urlaub genau überlegt sein muss! Wenn ich diesen Sommer mit einer vierköpfigen Familie Hotelurlaub in Deutschland machen möchte, dann kommen da ganz schnell Summen zwischen 6.000 und 10.000 EUR zusammen, je nach Qualitätsanspruch! Das sind gut und gerne 30% mehr als im Vorjahr! Ich frage mich, wer das dann noch bezahlen kann! 

 

Red: Also siehst Du wieder ein sehr schwieriges Jahr?

 

MM: Für diejenigen, die denken es wird ein Selbstläufer ja! Die Zielgruppe wird auf jeden Fall schrumpfen, daher wird es schwieriger die noch verfügbaren Potenziale zu nutzen. Richtiges Marketing ist sicher der Erfolgsschlüssel in 2023 (mehr Infos hier)! Wer hier den richtigen Ansatz wählt, hat eine überaus gute Chance das Jahr für sich auch positiv zu nutzen! Viele werden aber, wie eben in den letzten 3 Jahren zu beobachten, sich weiter auf das Prinzip Hoffnung verlassen, da wird es dieses Jahr bestimmt eng werden! 

 

Red: Wenn Du jetzt Hotelier wärst, was würdest Du tun?

 

MM: Nicht kurzfristig denken! Ich würde versuchen neue Umsatzquellen zu schaffen, mittel- und langfristig! Ich würde definitiv in die Digitalisierung Energie, Strom und Licht investieren! Ich würde einen effektiven Marketingmix wählen! Ich würde mittel- und langfrisitig in erneuerbare Energien investieren! Ganz klar auch generell in Digitalisierung investieren, direkter, digitaler Vertrieb ohne lästige Provisionen! Auch das Thema Web Präsenz würde ich angehen, denn hier entscheidet sich "bucht der Gast oder nicht"! Ich würde auch in ein Kundenbindungsinstrument investieren, wo ich meine bereits gewonnen Kontakte für meine eigenen Marketingmaßnahmen nutzen kann, der einfachste und effektivste Weg! (Michael Maus ist Gründer der gutINSIDE GmBH, Anbieter im Bereich Digitalisierung)

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