Das Hotelgewerbe hält in Krisenzeiten zusammen

Wie wirkt sich die andauernde Pandemie auf die Hotellerie aus?

07.01.2022

Die Pandemie beschäftigt die Menschen weltweit nun seit knapp 2 Jahren. Da die Hotellerie und Gastronomie von dieser besonders stark betroffen sind, haben wir Hoteliers aus ganz Deutschland interviewt, um Herauszufinden, womit Hoteliers mehrheitlich besonders zu kämpfen haben.

 

Neuer Lockdown?

Während viele Hoteliers einen erneuten Lockdown fürchten und einige sich sicher sind, dass es bald zu einem kommt, glauben andere nicht an einen neuen Lockdown. Auffällig ist, dass viele Hoteliers einen Lockdown sogar begrüßen würden, da die aktuelle Planungsunsicherheit und teilweise auch Unterbesetzung für sie deutlich schlimmer ist oder es ihnen nicht möglich ist, den Betrieb unter den aktuellen Auflagen wirtschaftlich zu führen und täglich Verluste gemacht werden.

 

Stimmungslage

Die Stimmung in den einzelnen Häusern hat sich durch die Pandemie mehrheitlich verschlechtert. Nur wenigen Hoteliers ist es gelungen, das Team durchgehend motiviert zu halten. Dies gelang zum Beispiel, indem neue Möglichkeiten und Lösungen gemeinsam gefunden wurden. So hat sich ein Haus beispielsweise stetig neue Gerichte ausgedacht die dann zum Take Away angeboten und beworben wurden.

 

Obwohl sich die Stimmung in den meisten Häusern verschlechtert hat, sehen die Hoteliers der Zukunft doch mehrheitlich positiv entgegen. Die Meinung, dass sich das Gastgewerbe und auch der eigene Betrieb nach der Pandemie sehr schnell wieder erholen wird, ist hier vorherrschend. Auf der Gegenseite wird jedoch auch befürchtet, dass nicht alle Hotels bis zum Ende der Pandemie überleben werden und man dann wieder mit Urlaubsreisen ins Ausland konkurrieren muss.

 

Mitarbeiter

Wie wichtig es ist, die gute Stimmung im Team aufrecht zu halten, zeigt sich an der Mitarbeiterfluktuation. Bedingt durch unsichere Zukunftsaussichten und Kurzarbeit hat die Mehrheit der befragten Hotels eine erhöhte Mitarbeiterfluktuation verzeichnet. Auch die Suche nach neuen Mitarbeitern gestaltete sich schwierig. Hoteliers suchten über Aushänge, persönliche Empfehlungen, Anzeigen, die Arbeitsagentur und einige auch über die Sozialen Medien. Die Mehrheit berichtete, dass sich nur sehr wenige, qualifizierte Bewerber gemeldet haben. Besonders die Vorschläge von der Arbeitsagentur waren für viele Hoteliers enttäuschend, da Bewerber den Eindruck machten, sich nur beworben zu haben, weil sie es mussten. Dabei sind motivierte Mitarbeiter, die Spaß an der Gästebetreuung haben, für den Erfolg eines Hotels entscheidend.

 

Für die Hoteliers ist die Mitarbeitersuche der aktuell größte Knackpunkt, für den dringend eine Lösung gefunden werden muss. Denkbar wäre hier ein Imagewechsel für die Hotellerie. Die große Joboffensive für Hotels hat sich dies zum Hauptziel gemacht.

 

Ein Grund für die Mitarbeiterfluktuation war bei vielen Hotels die Kurzarbeit. Während einige Hoteliers es noch geschafft haben, ihre Angestellten mit kleineren Arbeiten oder Renovierungstätigkeiten wenigstens einige Stunden in der Woche beschäftigt zu halten, sahen sich andere gezwungen, fast ihr komplettes Personal in Kurzarbeit Null zu schicken. Hierbei zeigte sich, dass jene Hoteliers, welche auch in Kurzarbeit den Kontakt zu ihren Mitarbeitern gehalten haben – beispielsweise durch regelmäßige Treffen oder Anrufe -, eine niedrigere Kündigungsrate zu verzeichnet hatten als jene, die dies nicht getan haben. Es ist also von enormer Bedeutung auch in Kurzarbeit den Kontakt aufrecht zu halten.

 

Gäste

Das Buchungsverhalten unterscheidet sich in der Stadt- und Ferienhotellerie stark. Während Hotels, welche vorwiegend auf Geschäftsreisende und Messegäste ausgerichtet sind, durchweg ein niedrigeres Buchungsaufkommen verzeichneten, konnten Ferienhotels in den Zeiten außerhalb der Lockdowns teilweise sogar einen rasanten Buchungsanstieg erreichen. Allerdings wirken sich die Absage von Festen, Veranstaltungen und Weihnachtsmärkten auf alle Hotels negativ aus.

 

Besonders interessant ist die Antwort auf die Frage, ob sich die Ansprüche und Prioritäten der Gäste durch die Pandemie verändert haben. Während einige Hoteliers berichten, die Gäste seinen deutlich anspruchsvoller und gleichzeitig aber auch geiziger geworden, berichten andere Hoteliers das genau Gegenteil. Ihrer Erfahrung nach seien Gäste jetzt für jeden möglichen Urlaub dankbarer und auch bereit hierfür teilweise mehr auszugeben. Alle Hoteliers waren sich jedoch einig, dass das Thema Hygiene bei den Gästen deutlich in den Fokus gerückt und an Priorität gewonnen hat.

 

Auch die Reaktion der Gäste auf die Maßnahmen unterscheidet sich in den einzelnen Hotels stark. Während in einigen Hotels die Gäste durchweg verständnisvoll reagiert haben und wussten, dass das Hotel sich an Auflagen halten muss, hatten andere Hotels mit Anfeindungen der Gäste zu kämpfen.

 

Große Enttäuschung 

Von der Regierung sind die Hoteliers mehrheitlich enttäuscht. Während die Hilfsgelder durchweg geschätzt wurden und auch für die Dauer bis zur Auszahlung noch Verständnis aufgebracht wurde, so wird dei Kommunikation von fast allen befragten Hoteliers kritisiert. Besonders schlimm für die Hotellerie sind die fehlende Transparenz und die fehlende Planbarkeit. 

 

Weiterentwicklung

Positiv hervorzuheben ist, dass viele Hoteliers auch während des Lockdowns den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern die Zeit genutzt haben, um Verbesserungen an ihrem Haus vorzunehmen. Einige haben neue Systeme angeschafft, digitale Türschlösser oder das WLAN ausgebaut, andere haben die öffentlichen Bereiche oder Zimmer renoviert. Auch das Thema Digitalisierung ist bei der Mehrheit der Hotels in den Vordergrund gerückt, aber noch nicht alle fühlen sich hier gut aufgestellt. Oftmals besteht hier noch Verbesserungsbedarf um für die Zeit nach Corona bestmöglich aufgestellt zu sein.

 

In einigen Bundesländern gilt für Hotelübernachtungen bereits die 2G+ Regelung, in anderen herrscht noch 2G. Beim Wechsel von 2G zu 2G+ mussten viele Hotels zahlreiche Stornierungen hinnehmen, weil die Gäste nicht erst in ein Testzentrum fahren möchten. Einige Hoteliers haben daher ein eigenes Testzentrum direkt im Hotel eröffnet, um die Gäste direkt vor Ort testen zu können. Viele Hoteliers scheuen hier allerdings den Aufwand oder sind sich unsicher, ob dies mit den vorhandenen Kapazitäten realisierbar ist. Hier würde sich eine professionelle Beratung empfehlen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hotellerie sich durch die Pandemie zahlreichen neuen Herausforderung stellen musste, der Großteil der Hoteliers jedoch bereit ist, diese zu meistern und vorsichtig optimistisch in die Zukunft blickt.

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