Kasperl

Wochenkolummne - Kasperltheater - Nachtrag zur Show

05.03.2021

Nicht ganz ernst, aber doch irgendwie auch nicht so fern...

Da war sie wieder, die Ministerpräsidenten Konferenz und die Damen und Herren des "deutschen" Kasperltheaters. In Berlin luden zu einem neuen Stück, ganz nach dem Motto "Egal was kommt, wir lassen´s Euch nicht wissen".

 

Nach wochenlangem hin und her, vor und zurück, steigen die Zahlen mal wieder. Man spricht von einer dritten Welle, unaufhaltsam sei Sie. Nun ja, als hätten wir es nicht gewusst, wie plötzlich, wie unerwartet. Doch was nun? Ratlosigkeit, Planlosigkeit, was soll man auch machen, ist es doch eine wirklich komplett neue Situation, noch nie dagewesen. Wer hier etwas strategisches, perspektivisches erwartet hatte, bitte, wie soll man sich denn auf dieses völlig neue Virus so schnell einstellen. So entschied man sich einfach mal "Wir machen auf!" Übrigens bei einer Inzidenz (Stand 05.03.2021) von über 65 bundesweit.

 

Ich habe lange mit mir gerungen, um eine annähernd realistische Prognose abzugeben. Nach schlaflosen Nächten möchte ich es doch tun. Ich vermute, aber es ist wirklich nur eine Vermutung, "der Lockdown wird wieder kommen!" Welch andere Möglichkeit kann es denn auch geben? Die Impfgeschwindigkeit hat zwar ein geradezu unheimliches Tempo angenommen, aber es reicht doch noch nicht ganz aus. Auch die wirklich kreativen Versuche die Ausbreitung einzudämmen waren leider nicht vollumfänglich ausreichend.

 

Und die neue Superwaffe Selbsttests, nun, wir werden sehen ob es überhaupt genug gibt. Oder haben wir vielleicht vergessen genug zu bestellen? Darüber hinaus habe ich die aktuelle Strategie dahinter leider auch noch nicht verstanden. Es wäre sicherlich eine Möglichkeit gewesen, dieses sinnvoll zu organisieren um so tatsächlich infektionsfreie Räume zu schaffen und so sinnvoll zu öffnen, nach dem Motto "es kommt rein, wer einen negativen Schnelltest hat, der direkt vor Ort gemacht wird". Doch völlig ohne ein durchdachtes Konzept, ohne zu wissen was es eigentlich bringt, verpufft auch diese Waffe wieder schnell.

 

Man darf der Politik hier keinen Vorwurf machen. Sind sie doch einem Szenario ausgesetzt, welches es so noch nie gab. Alles ist neu, gerade zu brandneu. Man kann sich nicht so schnell auf immer wieder neue Situationen einstellen. Alleine niedrige Inzidenzen, hohe Inzidenzen, dieses Wirrwarr verlangt so viel ab und muss wirklich durchdacht sein. Geben wir Ihnen noch ein paar Monate Zeit.

 

Sicher wird es bald viel besser, ganz anders und sicherlich wird in Kürze alles wieder geöffnet, um dann, man mag es sich gar nicht vorstellen, doch wieder alles zu schließen. Schlimm, oder? Gäbe es doch einen strategischen und perspektivischen Ansatz, man könnte sich doch viel besser mit der Situation beschäftigen. Man könnte doch sinnvolle und logische Öffnungsstrategien erarbeiten. Wie schade, dass dieses wirklich nicht möglich ist.

 

So werden wir mit voller Spannung, wie eben beim Kasperltheater, die nächsten Wochen verfolgen. Ich werde mir jetzt einmal genau überlegen, wie ich meine Shoppingtouren der nächsten Wochen plane, denn es gibt ja jetzt genug Möglichkeiten. Ich dachte mir, ich fahre mal nach Baden Württemberg. Ich habe gehört, dort öffnet der Einzelhandel wieder. Blumen kaufen kann ich ja zum Glück ab sofort überall wieder.

 

Und für alle, die Ihren Körper jetzt endlich wieder in Fitnessstudios trainieren möchten, kein Problem, in Hessen öffnen die Fitnessstudios am Montag wieder. Man muss so ein wenig reisen, aber es lohnt sich. Die Mitgliederzahlen in Hessen werden jetzt sicher einen kometenhaften Aufstieg machen, oder aber, alle anderen folgen diesem klugen Beispiel.

 

Ach ja, Zoos kann ich auch dort besuchen, wo die Menschen sich in den letzten Monaten unendlich viel Mühe gegeben haben die Inzidenzen runter zu kriegen, nur fair, wenn ich jetzt aus meinem Hotspot, wo ja leider noch alles geschlossen ist, einfach dorthin fahre wo die Mühe ja Früchte getragen hat. Tut mir leid, wenn es dann auch bei Euch wieder schlechter wird.

 

Dann haben wir noch das Thema Schule, hier habe ich gehört wird es jetzt auch kunterbunt. Früher haben wir ja immer wieder mit Schadenfreude gesagt "Die dicken Kinder von Landau". Demnächst können wir sagen "Die dummen Kinder aus Sachsen", denn dort wird es wohl noch was dauern bis die Kinder wieder in die Schule gehen. Ganz anders in Niedersachsen, hier entsteht gerade die zukünftige Elite. Die Schulen öffnen wieder und die Kinder können sich dann auf den Weg machen den Rest der Republik (zumindest) bildungstechnisch zu überholen.

 

Dann hätten wir da noch die Außengastronomie, auch hier habe ich demnächst die freie Auswahl und mein Hotspot ist doch völlig irrrelevant, ich fahre einfach dorthin wo es offen ist. Ist ja auch toll, so kann ich natürlich gleich auch meine Mobilität, die ja eigentlich verhindert werden soll, voll ausschöpfen und einen netten Tagesausflug draus machen.

 

Übrigens habe ich auch gehört, an manchen Stellen sei die Mobilität wieder höher als vor der Pandemie. Macht ja nix, die Inzidenzen sind ja auch nur in einem Bereich, wo im November die "große rote Alarmglocke" anfing zu läuten. Es ist eben eine neue Strategie, mal eben anders. Und die 35 gibt es nicht mehr, war nur eine kurze Karriere dieser neuen Zahl. 50 hat man ja abgesetzt, also macht es dann jetzt die neue Zahl, 100 (ist ja auch einfacher zu merken). Wie heisst es so schön im Autosport, "von null auf hundert in...".

 

Was mich noch ein wenig stört: Die Hotellerie wurde mal wieder gar nicht berücksichtigt, die muss zu bleiben. Warum eigentlich? Würde doch die Möglichkeit der Übernachtung eine viel längere Shoppingour möglich machen. Darüber hinaus ist es doch jetzt eigentlich auch egal. Das bisschen Reisen tut der ganzen Sache doch jetzt auch keinen Abbruch mehr.

 

Nicht, dass Sie jetzt denken, ich mache mich lustig über unsere Politik. Beileibe, sowas würde mir nie in den Sinn kommen, aber irgendwie verstehe ich das alles nicht mehr. Man verlangt jetzt wirklich viel von mir. Alleine mich jetzt demnächst damit zu beschäftigen, welche Inzidenzniedrigen Landkreise ich unsicher machen kann, fordert schon ganz schön etwas ab von einem.

 

Bitte, dies ist nur Satire und hat wirklich nichts mit der Realität zu tun.

 

Natürlich schätzen wir die Leistungen unserer Politiker. Niemand möchte in Ihrer Haut stecken, auch ich nicht. So ist es natürlich viel angenehmer hier zu schreiben. Bitte lieber Kasperl, lieber Seppl, Krokodil und Wachtmeister, schon wir als Kinder haben uns an Euch erfreut und tun es jetzt als Erwachsene immer noch.  Mit Spannung schauen wir auf Eure Vorführungen und Stücke, lachen und weinen.

 

Mit jeder Menge Schalk im Nacken (Humor ist, wenn man trotzdem lacht),  Michael Maus

 

PS: Ausdrücklich möchte ich erwähnen, dieses ist kein Frontalangriff auf unsere Politiker, denn ehrlich, sie können auch nur machen, was möglich ist. Und wenn man Sie nicht lässt, weil einfach zu viele, verschiedene Meinungen aufeinander prallen, der Druck viel zu groß ist, dann gewinnt vielleicht am Ende der, der am lautesten schreit.

Wir sind am Ende des Tages die, die entscheiden. Das ist in einer Demokratie so. Ob das jetzt gerade mal gut ist oder nicht, muss auch jeder für sich beantworten. Und am Ende des Tages werden wir, jeder einzelne von uns, das Geschehen bestimmen. Ob wir nun diesem Wirrwarr folgen und die Freiheit voll ausschöpfen oder mit Bedacht an die Sache ran gehen. Es obliegt uns, wie wir damit umgehen. Doch eins ist sicher: Hier hat Gefühl über Vernunft gesiegt und ob das dann am Ende auch wirklich richtig ist, zeigt die Zeit!

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