Weihnachten

Wochenkolumne - Weihnachtszeit

02.12.2022

Nicht das ich ein totaler Weihnachtsfreund bin, eher wohl so die Richtung Grinch, wenn ich meiner Tochter Glauben schenke. 

 

Schon sehr bald ist es soweit und ein weiteres, ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Wieder ein Jahr ohne die vielbeschworene, gewünschte Normalität. Langsam müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, eine Normalität sieht wohl in Zukunft anders aus, als das, was wir kannten. 

 

Ein Krieg, direkt vor unserer Haustür, Raketen, die bis nach Polen reichen, unzählige Opfer und eine Energiekrise, wie sie sich wohl kaum einer von uns vorstellen konnte. Dazu kommen stetig steigende Kosten die unsere Lebensqualität von Monat zu Monat schrumpfen lassen. Optimismus in diesen Tagen zu versprühen gleicht schon ein wenig Naivität oder Realitätsfremde. Wir müssen uns wohl auch auf ein weiteres, das vierte Jahr in Folge einstellen, in dem es wieder mehr um Schadensbegrenzung, ums Überleben geht, als eben um Wachstum, Wohlstand oder Planungssicherheit. 

 

Auch kommt es mir so vor, als ginge die Zeit wesentlich schneller vorbei, dieses Jahr ist wie im Flug an mir vorbeigerauscht. Überhaupt sind die letzten 3 Jahre mit stetigen Herausforderungen bespickt, vielleicht liegt es auch daran, dass man nicht mehr zur Ruhe kommt. Und, ich habe in den letzten Jahren Wertschätzung, Anerkennung und Bewunderung verspürt. Dinge über die ich mir vorher nie Gedanken gemacht habe. Ich bin alleinerziehender Vater und bis vor 3 Jahren war dieses Thema für mich gar nicht präsent. Heute muss ich in allergrößter Wertschätzung und Anerkennung vor Alleinerziehenden meinen Hut ziehen. In Coronazeiten war man neben Putzmann, Koch, Aushilfslehrer auch Hobbypsychologe, der den Kids versucht hat irgendwie Mut und Perspektive zu bieten, man hat irgendwie funktioniert! Unglaublich wie man so etwas schafft. Ich sage das in großer Demut und Bewunderung. 

 

Und, ich muss unseren Kindern einmal sagen, Ihr wart spitze. Diese Dinge alle unter einen Hut zu bringen, teils mit überforderten Eltern umgehen zu müssen und irgendwie ein neues, völlig anderes Leben akzeptieren zu müssen. Hochachtung und Stolz, Ihr habt das besser gemacht als viele Erwachsene. Und, Ihr konntet nicht mal was dafür, völlig ohne Selbstverschulden seid Ihr da hineingerasselt und habt es meisterhaft gelöst!  

 

Was mir fehlte in den letzten Jahren, war das Gefühl der Gemeinsamkeit, viel zu oft war man als Einzelkämpfer unterwegs. "Me first" hat ein unangenehmes Level in unserer Gesellschaft erreicht, das Aggressionspotenzial viel zu schnell gewachsen. Wir sollten uns wieder mehr darauf besinnen, dass es um ein Vielfaches einfacher ist, gemeinsam solche Krisen zu meistern! Ich hatte mir das auch irgendwie etwas optimistischer ausgemalt. Ich dachte eine Gesellschaft wächst zusammen, leider ist das Gegenteil der Fall. Unsere Gesellschaft hat sich gespalten, ist auseinandergeklafft. Das bedaure Ich sehr!

 

Eine Krise ist auch immer eine Chance, vielleicht können wir etwas daraus lernen, daran auch wachsen. Ich für mich habe festgestellt wie wichtig Lebensqualität ist, nicht in Form von Luxusgegenständen, teuren Urlauben oder dicken Autos. Nein, eher in Richtung zusammenrücken, schöne Momente genießen und zu lachen. Das Leben als Glücksmoment festzuhalten, sei es indem man gemeinsam kocht, oder einfach mal die Angel im Forellenteich auswirft, sei es in Form von Stunden, die man gemeinsam genießt. Back to the Roots, zurück zum Ursprung. Das wäre ein Fortschritt, wenn man lernt sich an den kleinen aber so wichtigen Momenten zu erfreuen. 

 

In diesem Sinne, allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit, eine demütige Weihnacht, und einen Jahreswechsel, der vielleicht die guten Vorsätze des nächsten Jahres auf die wesentlichen Dinge konzentriert. 

 

Wenn jetzt noch jemand wissen möchte, was ich mir wünsche? Ich wünsche mir Zeit, Zeit mit den Menschen, die mir am Herzen liegen. Ich wünsche mir Zuversicht und eine Gesellschaft, in der der eine für den anderen da ist. Ich wünsche mir Lebensqualität und mehr Gedanken an wir, als an ich! Ich wünsche den Menschen in der Ukraine, dass Sie Ihre Heimat wiederbekommen, dass alle dabei helfen diese wieder aufzubauen, dass Vernunft wieder die Oberhand gewinnt. Und, ich wünsche mir mehr Respekt für die Menschen, die sich tagtäglich darum bemühen unsere Welt ein kleines Stück besser zu machen.

 

Ich wünsche mir wieder ein wenig mehr Besinnung auf Grundwerte wie Anerkennung, Wertschätzung, Loyalität und Respekt! Vielleicht schaffen wir es ja, am Ende des nächsten Jahres wieder ein Stück mehr Mensch zu sein, aus diesen ganzen Herausforderungen das Wesentliche zu sehen!  

 

Von daher, Kopf hoch, aufstehen, Krönchen aufsetzen und weiter gehts!

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