Halbvoll

Wochenkolumne - halb voll oder halb leer

26.05.2022

Michael Maus, Jahrgang 1969 hat sich einen Namen gemacht mit seinen Prognosen zur Corona Pandemie, viele Leser haben sich so besser mit der Situation auseinandergesetzt. Bisher ist Verlass auf die Prognosen, die einzelnen Modellierungen basieren auf Recherche und Wahrscheinlichkeitsberechnungen.

Was erwartet uns im Herbst und wie bereitet man sich vor?

Es bringt ja nichts, sich die Welt schön zu reden. Das führt nur dazu, am Ende, wie so oft in den letzten Jahren, im Nebel auf Sicht zu steuern. Wie wenig das zu positiven Effekten führt, hat jeder in den letzten 2,5 Jahren gespürt. Panik verbreiten ist sicherlich auch nicht der Weg, der den Herausforderungen gerecht wird. Doch eine Prognose, die rechtzeitig auf eventuelle Szenarien hinweist, kann die große Chance sein, sich auf Möglichkeiten vorzubereiten und somit wertvolle Zeit zu sparen. 

 

Drei mögliche Szenarien für den Herbst.

1. Corona: Bei vielen ist das Thema Corona wie von geisterhand verschwunden, doch ist es keineswegs der Fall. Immer noch liegt die Inzidenz in Deutschland bei weit über 200, sämtliche Dunkelziffern nicht berücksichtigt. Jeder kann sich gefühlt ein eigenes Bild machen, indem er gerade in seinem Umfeld die Situation versucht zu vergleichen. Bei mir spricht dieses Gefühl Bände, noch nie sind im unmittelbaren Umfeld so viele Coronainfektionen aufgetreten wie aktuell. Dieses spricht für eine enorme Dunkelziffer. Nimmt man nun die neuen Subvarianten wie z.b. Ba.5, so zeigt gerade aktuell in Potugal die Kurve wieder steil nach oben. Mit Verzögerung wird sich diese Variante durchsetzen. Eine starke Corona Welle im Herbst scheint fast beschlossene Sache. Was noch nicht ganz klar ist, wie wird die Bundesregierung mit dem Thema umgehen. Lässt man es durchlaufen? Bis zu welchem Punkt geht das? Was auf jeden Fall sicher passieren wird, es wird erhebliche Auswirkungen im Bereich Mitarbeiter mit sich bringen, womit die Hotellerie und Gastronomie erneut belastet wird. Also, schon jetzt daran denken und wenn möglich Vorkehrungen treffen um die Zahl der Infizierten im eigenen Hotel, Restaurant niedrig zu halten. Ich empfehle die Eigentestungen unter Aufischt wieder mehr in den Vordergrund zu stellen, um im Herbst große Ansteckungswellen eingrenzen zu können.

 

2. Ukraine Krieg: Das dieser Krieg bis Herbst nicht beendet ist, da sind sich fast alle einig. Welche Auswirkungen er auch auf Hotellerie und Gastronomie haben wird, da streiten sich die Geister. Preiserhöhungen werden noch einmal in den Vordergrund treten. Ob Nahrungsmittel, Energie und auch Löhne (Mindestlohn wird sich bis Herbst auf 12,-- EUR erhöhen), werden weiter steigen. Dieses wird sich zwangsläufig im Preis widerspiegeln, der Konsument wird ab Herbst ein deutlicheres Sparszenario realisieren als noch aktuell. Dieses trifft auch auf Urlaub zu, welches den Herbsturlaub als aktuell nicht sicheres, wirtschaftlich wichtiges, Szeanrio darstellt. In der Summe ist die Ukraine Krise kein kurzfristiges Intermezzo, dieser Krieg wird sich bis mindestens 2023 fortsetzen. Eine Abflachung der Infaltion ist unrealistisch. Ich empfehle auch hier bereits jetzt über eine Kostenverteilung nachzudenken, gerade im Bereich Energie können Hotels hier einiges machen, und das mit geringen Investitionen, die sich aber sofort und mittelbar auswirken. (siehe auch hier)

 

3. Regierungskrise: Nicht selten hängt dieses Damokleschwert schon jetzt über der Bundesregierung. Doch wie wahrscheinlich ist eine handfeste Regierungskrise im Herbst? Ich schätze dieses als nicht unrealistisch ein. Erste Hinweise haben uns bereits die Landtagswahlen in Schleswig Holstein und in NRW gezeigt. Warum? Nun, in beiden Bundesländern verlieren wichtige Regierungsparteien erheblich. Hier ist besonders die FDP hervorzuheben. In beiden Bundesländern ist die Jamaika Frage klar mit "Nein" beantwortet worden. Ganz sicher mit Druck der Grünen, die aktuell auf der Überholspur sind, zurecht, und, nicht mit der FDP regieren möchte! Hat die FDP bei der Bundestagswahl noch mit "Abschaffung aller Coronamaßnahmen", gerade bei den Coronagegnern punkten können, so ist das Stimmungsbild aktuell ein völlig anderes. Ich persönlich sehe die FDP im freien Fall. Da aber diese FDP der Königsmacher war, wird es auf kurz oder lang zu Differenzen kommen. Bis heute lässt man dieses nicht zu und versucht den Partner durch Zusagen hier und dort in Schach zu halten. Ob dieses allerdings mit der besprochenen Corona Politik der FDP im Herbst noch machbar ist, wage ich zu bezeifeln. 

 

Auch wenn wir klar zu Gute halten müssen, diese aktuelle Zeit mit dieser Vielzahl an Herausforderungen, kann von keiner Partei, keiner Regierung optimal gelöst werden. Was man allerdings deutlich spürt, Deutschland ist in vielerlei Hinsicht schlechter aufgestellt als die europäischen Nachbarn. Die Abhängigkeit von russischer Energie, die Abhängigkeit von Exporten und auch Importen kann für Deutschland schwieriger werden als für andere europäische Länder. Eine dreifach Krise im Herbst, sollte sie eintreten, würde Deutschlands Politik und auch die Menschen überfordern. Mit diesem "wortse case" Szenario wäre eine Überforderung vorab besiegelt. Doch welche Chancen hat, oder besser hätte man, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen? Da es grundsätzlich immer Chancen und Möglichkeiten gibt, ist ein perspektivischer Lösungsansatz auf Dauer der richtige Weg. Dieses jetzt endlich zu lernen, wäre Hauptaufgabe der Menschen und Politiker dieses Landes. Immer nur im Nebel auf Sicht, immer nur "erst handeln" mit dem Rücken zur Wand, führt uns in immer neue Krisen und bewältigt nicht eine davon. 

 

Gerorge Soros, Starinvestor und wirklich kluger Mann hat eine alamierende Botschaft während des Weltwirtschaftsforum in Davos geäußert. "Die Invasion (Russlands in der Ukraine) könnte der Beginn des Dritten Weltkriegs gewesen sein.“, "Deutschland bezahlt heute einen hohen Preis dafür, dass Merkel mit Russland Energiegeschäfte abgeschlossen hat und China zum größten Exportmarkt für die deutsche Wirtschaft werden ließ.“ Die Gefahr besteht für Soros heute mehr denn je. Immer wieder hat er auf die Bedrohung der offenen Gesellschaft in den westlichen Demokratien durch totalitäre Staaten hingewiesen – und damit meist recht behalten. Der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jingping bilden für ihn dabei die größte Gefahr. Das Ende der Zivilisation könnte bei gravierenden Fehlern mit dem Umgang der Herausforderungen am Ende als Ergebnis dastehen. 

 

Ein düsteres Szenario, welches so natürlich nicht eintreten muss. Doch, wir alle müssen uns hinterfragen, ob die Herangehensweise der letzten 15 Jahre wirklich sinnvoll für unsere Gesellschaft war. Immer mehr und mehr, immer weniger zusammen und noch weniger gemeinsam. Wir werden sehen was der Herbst bringt, doch eines ist sicher, lenken und leiten werden wir einen Großteil selbst!

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