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Wochenkolumne - Prognosen die passen

24.05.2022

Michael Maus, Jahrgang 1969 hat sich einen Namen gemacht mit seinen Prognosen zur Corona Pandemie, viele Leser haben sich so besser mit der Situation auseinandergesetzt. Bisher ist Verlass auf die Prognosen, die einzelnen Modellierungen basieren auf Recherche und Wahrscheinlichkeitsberechnungen. 

 

Wie wird der Sommerurlaub

Bei vielen Experten sieht die Prognose erfreulich gut aus, leider muss ich mich da einmal mehr abgrenzen. Auch wenn es den meisten nicht gefallen wird, von einem Boom im Sommer zu sprechen, entbehrt für mich jeglicher Grundlage. Natürlich gibt es Regionen, wie Nord- und Ostsee, wo die Buchungszahlen dem Vorkrisenniveau entsprechen, aber genau diese Regionen sind grundsätzlich ausgebucht. Für mich ist das kein Gradmesser. 

 

Hohe zu erwartende Energiekosten Nachzahlungen, eine enorme Infaltionsquote zeigen schon jetzt, es ist beim Konsumenten angekommen, die Sparbremse wird bei vielen angezogen. Nehmen wir einmal das durchschnittliche Nettoeinkommen in Deutschland, welches in meinen Augen aktuell sogar zu hoch erscheint. Mit 2.600 EUR, also 31.200 EUR pro Jahr, erwartet diesen Bürger aktuell in der Summe ca. 10% an Mehrkosten, also 3.120 EUR. Nimmt man jetzt die statistische Sparsumme pro Jahr, liegt diese ungefähr bei dieser Summe, knapp darüber (3.580 EUR). Sparguthaben wurden in den Jahren vor der Pandemie hauptsächlich in den Bereich Freizeitaktivitäten, also auch in Urlaub, investiert. 

 

Betrachtet man jetzt diese Statistiken

bleibt durch Mehrkosten am Ende des Tages nichts mehr übrig. Der zu zahlende Urlaub wäre also faktisch aufgefressen. Der Nachholbedarf in Sachen Urlaub ist gigantisch, so dass dadurch wieder vermehrt im Ausland Pauschalurlaub gemacht wird. Hier wurde bereits vor der Ukrainekrise gebucht, auf den jeweiligen Mehrbelastungen bleibt der Reiseanbieter sitzen, denn mehr als 8 Prozent Preiserhöhung sind rechtlich nicht drin. Der Vorteil für den Reisenden liegt auf der Hand. 

 

Das Reiseziel Deutschland war und ist ein Kurzfristbuchungsprozedere, welches aber jetzt durch die Ukraine Krise strauchelt. Meine Prognose fällt daher komplett anders aus. Seit Feb. 2022 hat sich die finanzielle Situation dramatisch verschlechtert, Menschen müssen sparen, wollen Sie beispielsweise die Nebenkostennachzahlung stemmen! Das führt zwangsweise zu einem komplett anderen Buchungsverhalten. Daneben kommen die nötigen und zwingenden Preiserhöhungen in der Hotellerie und Gastronomie. Der Sommerurlaub wird somit deutlich teurer als noch vor einigen Monaten kalkuliert. 

 

Schlechte Buchungszahlen im Sommer und Herbst

sind so die Folge aus all den Voraussetzungen. Hinzu kommt der Faktor, viele der enormen Kosten in Hotellerie und Gastronomie können nicht eins zu eins auf die Preise umgelegt werden, der Nettoerlös des Hotels, des Restaurants sinkt. Es wird somit ein schwieriger Sommer, ein schwieriger Herbst. Personalsorgen in den Branche, einhergehend mit Lohnsteigerungen machen die wirtschaftliche Situation nicht einfacher. 

 

Nimmt man jetzt einmal die Top Ferienregionen Nord- und Ostsee raus, so kommen nicht die gewünschten Ergebnisse der Hotellerie und Gastronomie zu Stande. In einigen Regionen ist zu befürchten, dass der Boom völlig ausbleibt. 

 

Das Problem ist teilweise hausgemacht

In meinen Augen hat es Deutschland teils selbst verschuldet, große Reisekampagnen wie z.B. in der Türkei, Österreich, Italien oder Spanien haben für Deutschland nicht stattgefunden. Hier wurde, wie schon während der Pandemie, auf das Prinzip Hoffnung gesetzt. Die Ukraine Krise war sicherlich in dieser Wucht nicht vorhersehbar, doch war meines Erachtens auch seit Feb. noch genug Zeit sich auf diese neue Situation einzustellen. 

 

Auch die Politik hat sich nicht gerade mit Ruhm beckleckert, der Zeitpunkt bzgl. der "Corona Hilfen" Abrechnung und die daraus resultierenden Rückzahlungen fallen in einen völlig falschen Zeitraum, diese Frist zu verlängern wäre in meinen Augen mehr als sinnvoll gewesen, ist aber nicht gemacht worden. So werden Hotels mit Mehrkosten, Rückzahlungen und ausbleibenden Gästen einer schweren Zeit entgegen gehen. Hinzu kommt immer noch die Befürchtung einer weiteren, großen Corona Welle im Herbst. Mit aktuell (Stand 24.05.2022) über 60.000 Neuinfektionen, bleibt die Zahl weit über den erhofften Zahlen. Der auslaufende Immunschutz durch ausbleibende Impfungen wird sich zwangsweise im Herbst auswirken. 

 

Dieses Szenario mit Corona, Ukraine Krise und den daraus resultierenden Schwierigkeiten, trübt mein Bild für einen Boom im Sommer- und Herbsturlaub stark. Je nachdem, wie lange diese jeweiligen Krisenelemente noch Bestand haben, wird sich eine Erholung nicht vor 2024 einstellen.  

 

Gibt es noch Mittel dieses Szenario abzuschwächen? Die gibt es immer, wer anfängt dort zu denken, wo andere bereits aufgehört haben, der hat auch jetzt noch eine Chance der Wucht zu entkommen. Wichtig hierfür wäre es, einmal alles betriebswirtschaftlich auf den Prüfstand zu stellen. Wo kann ich Energie einsparen, wie kann ich mit geringstem Aufwand jetzt noch eigene Kampagnen realisieren, wo kann ich Umsätze generieren, die in der Vergangenheit noch nicht ausgeschöpft worden sind. Nur einige Punkte, die jetzt wichtiger sind als je zuvor. 

 

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